Grossmutter.

Für meine liebe Grossmutter

Ich habe die letzten Tage gern mit meiner totkranken Großmutter verbracht.
Es war mir ein starkes Bedürfnis, ihr wenigstens einen Teil von dem zurückzugeben, was sie mir gab.
Noch heute plagt mich der Gedanke, trotzdem etwas versäumt zu haben. Versäumt in der Zeit, in der ich ihr nicht nur geographisch fern war. Ich ärgere mich noch heute über meine jugendliche Gleichgültigkeit, mit der ich ihre versteckten(?) Hilferufe in Form eines Bahntickets überhörte.

Immer, wenn ich ein Problem hatte, kam ich zu ihr, NAHM mir ihren Rat und ihren Trost, und GAB ihr doch nichts von alledem zurück. Warum nur ist nehmen so viel einfacher als geben?! Und warum nur kann ein Mensch erst sehen, wenn es eigentlich schon viel zu spät ist?

Ihren nahen Tod vor Augen bin ich zu ihr gereist und habe die Tage, die mir mein Urlaub gestattete bei ihr verbracht.




Ich habe Aids - oder: Notlügen sind doch erlaubt?!

***** Sehr schwarz, nichts für zarte Gemüter... *****
 
 
Sommer in einer typisch amerikanischen Kleinsiedlung.

Als sie ins Bett ging, liess sie das Fenster gegen alle Vernunft offen.

Sie hatten ihr erzählt, da sei einer unterwegs. Einer von diesen Durchgeknallten, die für ein bisschen Spass das ganze Leben einer Frau ruinieren. Sie hasste diese Typen.
Seit ihr Mann sie verlassen hatte, hasste sie eigentlich alle Typen, aber diese – diese ganz besonders.

Der Vorhang umspielte sonst eigentlich immer die Holzstrebe ihres Schlafzimmerfensters. Heute nicht.
Kein Windhauch.
„Eigentlich witzig,“, dachte sie bei sich. „Sogar dieses Stückchen Stoff spart sich jede  Bewegung. Kein Wunder, bei dieser Hitze.“

Warum sie das Fenster offengelassen hatte?
Weil sie sich sicher war, gut vorbereitet zu sein. Abgesehen davon, dass ihr Körper und i...




Die Schöne und das Biest

Ein Motiv, das wir alle kennen. Als Film, Märchen, Serie – liebevoll und gefühlsschwanger.
Doch auch weg von Leinwänden und Hollywood ist dieses Phänomen auch des öfteren in unserem direkten Umfeld zu beobachten.

Hut ab vor den Mädchen, die sich konsequent nur an inneren Werten orientieren und diese in den fraglos dankbaren gutmütigen Häßlichen gefunden haben.

Ein urwüchsiger Mutterinstinkt gepaart mit konkret gelebter Gesellschaftskritik.

Doch was genau bewegt diese Frauen dazu, sich den täglichen fragenden Blicken, tuschelnden Menschen und offensichtlicher Verständnislosigkeit zu stellen?
Wo sie es doch mit ihrem Aussehen weit besser(?) haben könnten?

Vielleicht ist es die Oberflächlichkeit der meisten „hübschen“ Jungs. Die hatten schließlich zwischen all den Parties und One-Night-Stands gar keine Zeit für sich selbst – herausz...




Die Herzblatt-Triologie

 

Episode I
Eben Herzblatt gesehen. Toll. Liebe auf Probe, allerdings vorgeprobt. Auch mal probieren!


Episode II
Ich war dort! Fendrich ist ja sooo nett.
Und sie hat mich auserwählt! MICH!
Herzklopfen, als ich gespannt hinter der Wand stehe, und mir ausmale, wer mich dahinter wohl erwartet. Noch mehr Herzklopfen, als die Wand langsam zurückfährt.

Doch dann: 200 Pfund, grell geschminkt! Herzrasen! Ein Jauchzer, und der Wabbelpanzer rollt auch mich zu, um mir einen ihrer ganz besonders feuchten auch die Wange zu quetschen.
Aufgewacht und Glück gehabt. Was nur ein böser Traum... Traum? Traumhochzeit? Hilfe, niemals wieder TV-Gekuppel! Lieber weiter allein!


Epsiode III
Kontaktanzeige aufgegeben. Scheint mir das bessere Mittel. Nach langer Suche zwischen Hunderten anderer Anzeige endlich meine eigene in der Zeitung gefunden. Da ste...




Der leise Hilferuf eines Brautkleides

Wehmütig erinnere ich mich an jenen Tag, an dem ich von meiner Besitzerin so stolz ausgeführt wurde und ich noch ihr „Traum in weiß“ war.

Ich erinnere mich noch genau an das glückliche Leuchten, das an jenem Tag in ihren Augen lag, an jenem Tag der für uns beide der schönste war. Ich weiß noch genau, mit welch schüchterner Stimme sie das Ja-Wort hauchte und entsinne mich noch der Tränen, mit denen sie und ihre Mutter mich benetzten. Und wie sie versehentlich meinen Ärmel in die Kaffeetasse tauchte, als ihr Vetter ihr die Hand zum Glückwunsch reichte.

Es war der Tag, für den mich meine Schneiderin mit Mühe und Liebe erschaffen hatte. Handwerklich meisterhaft.

Heute – heute liege ich in einer alten Pappschachtel, mit der ich schon lange dicke Freundschaft geschlossen habe, und verstaube so vor mich hin....
Und wenn ich meine damals so stolze Besitzerin dann manchmal mit...




Der Berg

Auf einer Reise bestiegen wir einst einen hohen Berg. Es war ein erloschener Vulkan. Nicht mehr aktiv. Bis auf eine kleine Rauchfahne, die nachts von unten schwach in orange beleuchtet war.
Ziel war der Blick in den Krater. Für den Aufstieg veranschlagten wir ungefähr 2 Stunden.
Ein grober Irrtum, wie sich bald herausstellte, denn nach 3 Stunden blieben wir schwitzend in der grellen Mittagssonne stehen. Da hatten wir dem Augenschein nach gerade mal die Hälfte hinter uns gebracht. Der Weg führte durch gläsern klirrendem Geröll. für jeden zweiten Schritt , den wir gingen, rutschten wir einen wieder zurück.
wir beschlossen also, eine kurze Rast einzulegen. Zumal das Atmen in der dünnen Luft schier unmöglich schien.
Die Rast war etwas ausgedehnter als vorgesehen, und es fiel allen ungemein schwer, den Aufstieg fortzusetzen. Wir beschlossen deshalb einstimmig, den Weg zwar weiter zu gehen, allerdings mit der Ma&szl...




Das Feindbild.

Servus, Ich bin‘s, Dein Feindbild!

Ich wollte mich nur mal wieder so richtig in Erinnerung rufen. Ich möchte nämlich, daß Du mich auch weiterhin bedingungslos haßt! Denn Du weißt ja, ohne mich kannst Du gar nicht leben.

Ich wollte nur, daß Du Dich der Tatsache entsinnst, daß ich immer gegenwärtig bin – und Dir jeden Tag mit einem anderen Gesicht und in einer anderen Form begegne...

... erst gestern wieder ... aber das weißt Du ja selbst, ich bin mir sicher, Du erinnerst Dich... erinnerst Dich... erinnerst Dich... erinnerst Dich...


Wir können beide ohne einander nicht sein, drum hasse mich – hasse mich!


Dein Feindbild.

PS: Hasse mich – damit ich leben kann!




Beifall.

Zu einer seltsamen Angewohnheit
der Menschen
gehört es,
Zustimmung
und Anerkennung
durch unkontrolliertes Aufeinanderschlagen
der Handinnenflächen
 kundzutun.

Wie wäre es doch auch befremdlich
 wenn sie statt dessen...

-Ja, was eigentlich sonst?!

Und wieder: Das Gewohnheitstier – auch in mir...




Korruption.

( Ein Beamter an seinem Schreibtisch unterhielt sich mit mir: )

„ICH lasse mich nicht kaufen, ICH NICHT!
Schmiergelder annehmen? ICH?!?
NIEMALS. Das ist wider meine Ehre!

Schließlich gibt es ja noch andere, viel wichtigere Dinge im Leben als schnödes Geld...

Was will ich auch mit einer weißen Villa, einem Swimmingpool, Autos und dem ganzen Kram?

Na gut, zugegeben – schön wäre es schon.

Wie bitte? EUR 500.000,- für die Beschleunigung der Zulassung Ihres Medikaments?
NIEMALS!

Na ja, getestet wäre es ja...

Also gut. Aber nur dieses eine Mal!
Eine Ausnahme!
Danach will ich nichts mehr von Ihnen hören – bis das Geld alle ist...“

Manche Dinge sind eben doch nur eine Frage des Preises...




Guter Führungsstil.

Rechtzeitig sollten sich die autoritären Führungskräfte ins Stille Kämmerlein zurückziehen, um ihren Führungsstil im eigenen Interesse zu überdenken.

Im Zeitalter der freiheitlich-selbstbewussten Erziehung ist der Unfriede und Trotz vorprogrammiert, wenn sie versuchen, die erstarkt-unbeugsamen Kleinen in einen Angstrespekt zu pressen, die sie lustlos arbeitsunfähig nach Neuem suchend (fluktuierend) geradewegs in die Arme derer treibt, die die Entwicklung rechtzeitig erkannt haben. Die Kleinen reden schließlich miteinander. Und der Platz der Großen ist eben nicht mehr drohend über, sonder teamworklich schräg seitlich über den Kleinen.
Schwer so, aber eben besser – miteinander.




Eine fast wahre Geschichte...

Spät, sehr spät haben sie mich nun doch noch in den Mittdreissigern zu einer Reserveübung geholt. Ein paar Tage sinnlosen Vorträgen zuhören, bei denen der Referent noch demotivierter ist, als die Reservisten selbst. Wenigstens die alten Kameraden mal wieder gesehen. Einige davon zumindest - nur Holzer war leider nicht dabei.

Um so mehr freue ich mich, als mich am Ende dieser Tage endlich meine Freundin abgeholt. Sie ist mit deren besten Freundin und dem Hund gekommen.
Ich verabschiede mich von ein paar Freunden dort, und laufe hinter den beiden und dem Hund an der Mauer entlang. Ich habe noch immer meine Militärklamotten an, allerdings recht leger, die Ärmel hochgekrempelt, und kein Barett auf dem Kopf. Sünde, weil draussen.
Niemand von denen, die vorbei laufen, stellt Fragen deswegen.

Kiefer, der alte Rabauke steht auf dem Wachturm. Ich winke ihm.

Die Frauen nehmen den kürzesten Weg und wollen durch...




Weihnacht.

Wie jedes Jahr pünktlich mit den ersten Schneeflocken das Gewissen eingerastet. Und weil es drückt: Spende an Misereror. Befriedigt zurückgelehnt. Geht doch. Spätestens zu Fasching wird es eh‘ wieder ausgeklinkt. Mit diesem Wissen läßt sich der Konsumorgasmus in vollen Zügen genießen. Und zu alledem: Friede, Freude, Weihnachtsgans.

Auf Kommando – steht ja so im Kalender.

Der Mensch ist eben doch ein Gewohnheitstier.

 




Anzugsmaus.

Gestern mittag in der Fußgängerzone eine graue Anzugsmaus dickbebrillt unscheinbar an mir vorbeigeschlichen.

Abends dann zufällig im Wirtshaus wiedergetroffen. Starke Sprüche gehört wie „Deutschland den Deutschen, Asylantenpack und all das andere... Ja,ja: Der Gerstensaft, der mutig macht...




2 Frauen.

Was mag wohl 2 Frauen dazu bewegen, gemeinsam Hand in Hand auf die Tanzfläche zu schweben?

Ist es die Selbstlüge, keinen Freund zu wollen, die Angst davor, Spaß am Tanzen, Zurschaustellung, oder was?!

Nachdenklich nach Hause gegangen und das heimlich mal mit meinem Kleiderständer ausprobiert ...

Hat mich auch nicht weiter gebracht...

 




Gestern Nacht.

Gestern Nacht wieder einmal ausgegangen. An der Tanzfläche wieder in etliche Augenpaare geschaut. Alle tot. Bei einer ziemlich hübschen Frau tiefer geschaut. Auch tot.

„Ist der hohl. Was starrt der mich so an. Was grinst der so blöd?!“ , hat sie gedacht. Das war sichtbar.

Freundlichkeit scheint einem als Schwäche ausgelegt zu werden. Kontaktfreudigkeit auch.

Ich gehöre wohl nicht hierher. anpassen deswegen? Nö!

 




Warum ich manchmal schwarz sehe.

 

Über Zivil-Courage, Toleranz und Rassismus.

Setzt man sich mit dem Thema Zivil-Courage auseinander, landet man zwangsläufig irgendwann einmal bei der Frage: „Hätte ich weggeschaut?“.

Man hört die eine oder andere Geschichte, und stellt sich diese Frage.

Es kann eine sehr unangenehme Frage sein.

In der achten Klasse im Biologieunterricht verfolgen alle Schüler mehr oder weniger interessiert den

Unterricht. Die Lehrerin stellt eine Frage in die Runde. Üblicherweise müsste man per Handzeichen

signalisieren, dass man eine passende Antwort parat hat. Diese gibt man dann auf Zuruf der Lehrerin

zum Besten. Ich bin ein ungeduldiger Sch...




Familien-Portrait (P!nk)

Mutter, hör' auf zu weinen,
ich halte den Klang nicht aus, 
Dein Schmerz schmerzt mich auch, 
und zieht mich herunter.

Ich höre die Gläser zerbrechen,
wenn ich mich im Bett sitze,
und ich hab Gott gesagt,
dass Du die garstigen Dinge
nicht so gemeint hast, die Du gesagt hast.

Du streitest um Geld, um mich, meinen Bruder,
und dabei ist das hier doch eigentlich,
wohin ich nach Hause kommen sollte,
meine Zuflucht.

Es ist nicht einfach, im Dritten Weltkrieg aufzuwachsen,
nicht zu wissen, was Liebe sein könnte, 
ich möchte nicht, dass mich Liebe so zerstört, 
wie sie die Familie zerstört hat.

Finden wir einen Weg, das zu bereinigen?
Können wir eine Familie sein?

Ich verspreche, ein besseres Kind zu sein, Mami, ich tu alles.
Können wir einen Weg finden, eine Famliie sein?
Ich werde...




Wohin führt das alles?

Wo!? Wo stehen wir eigentlich?

Wir leben in einer Welt, in der Pharmakonzerne Krankheiten pflegen, statt sie zu heilen (->Regividerm) - weil es besser ist, Geld zu verdienen, als der moralischen Verpflichtung zu folgen.

Was sind das für seltsame Monster, deren Wucherungen wir mit den Konzernen und Aktiengesellschaften zugelassen haben. "Oben" sitzen Menschen, die in einem Monat soviel Geld verdienen, dass es für ein Leben reicht.

In Sozialbauten verdicken, verdummen und verrohen HartzIV-Empfänger vor den Nachmittagsserien, chancenlos, gezwungen das bisschen Geld für Alkohol auszugeben, nur damit sie wenigstens einmal am Tag so etwas wie Linderung spüren.

Und das Essen bringt die Tafel, die wir zwischenzeitlich nun schon damit unterstützen können, dass wir den rechten statt den linken Knopf am Flaschenpfandautomaten drücken.

Vor 17 Jahren habe ich mit dem Text "Beinahe-Hospitalismus" vorausgesagt, d...




Antonella.

Ich war jung. Machte gerade meinen Führerschein.
Mittwoch und Freitag regelmässig in die Fahrschule.
Wieder und wieder musste man die Testbögen ausfüllen.
"Damit es bei der Prüfung auf Anhieb klappt", hatte der Fahrlehrer gesagt.


Fleissig kreuzte ich die Antworten an. Konzentriert starrte ich auf die
Fragen, auf die Bildchen. Es ging gut von der Hand. Dann eine Frage, die
nicht so einfach schien. Ich kannte die Antwort, sie lag mir auf der Zunge.
Nachdenklich schaute ich nach oben...


Da sass sie. Direkt mir gegenüber, auf der anderen Seite. So schön.

Dann Ernüchterung. Der Mann neben ihr schien zu ihr zu gehören. Sprach
mit ihr. Eigentlich ein sympathischer Kerl. Doch nicht für mich. Viel zu alt
für sie. Und überhaupt. Wie kann sie mit so einem zusammen sein?
Ich versuchte, mich weiter auf die Fragen zu konzentrieren, die der Bogen
von ...




Wenn Du einen Schützen kennst… Oder: Das grosse Geschenke-Desaster um die Weihnachtszeit

Heute beschäftigen wir uns einmal mit einem nicht ganz uneigennützigen Thema: Geschenke an einen Schützen. Schützen sind das beste Sternzeichen überhaupt. Davon ist mit mir mindestens ein Zwölftel meiner Leser einig.

Aber: Schützen leiden.

Als ich noch ein kleines Kind war, war der Dezember der schönste Monat überhaupt. Es gab leckere Sachen zu essen, man konnte Schneemänner bauen und Schneebälle werfen, überall waren Kerzen und bunte Lichter und in der Fussgängerzone hingen diese Sterne aus Glühbirnen über der Strasse.

Dann gab es immer Adventskalender. Ich hatte immer nur die mit den Bildchen, während sich mein bester Freund immer über eine Schokolade freuen durfte. Aber schön war das doch immer irgendwie… Und dann war da noch der Nikolaus. Schuhe putzen (wenigstens einmal im Jahr), rausstellen vor die Tür und ganz früh morgens, wenn noch alle Gross...




Die Seelen-Zupfer. Eine Nicht-nur-für-Kindergeschichte.

Man kennt das ja. Von Zeit zu Zeit überkommt uns scheinbar grundlos Schwermut. Oder miese Laune. Oder man hat schlechte Träume. Früher, als die Heizungen in den Häusern noch einfache Feuer waren, da wussten die Leute noch, wer da Schuld trägt. Damals erzählten die Grossväter ihren Enkeln aber auch noch Geschichten, die wichtig sind für 's Leben. Und sie waren es auch, die wussten: Das sind die Seelenzupfer. Seelenzupfer sind kleine nackte Wesen, von denen sich die Gelehrten noch heute darüber streiten, ob sie nun der Familie der Kobolde oder der Zwerge zuzuordnen seien. Die Isländer jedenfalls sind fest davon überzeugt, es seien Trolle. Aber so richtig weiss das niemand genau. Das kann auch daran liegen, dass man sie so schlecht sieht und dass man gemäss den Aufzeichnungen in den grossen Bibliotheken der Welt auch noch nie einen gefangen hat. Was man weiss ist, dass sie braun sind, eine sehr grosse Nase haben und tiefliegende, grüne Augen. Sie riechen ein ...